WILLKOMMEN IN RABU!
FILMREIF RABU! - Klappe die 67.

In Radeburg brach mit Verkündung dieser sensationellen Nachricht eine unglaubliche Euphorie aus. Bedeutete doch dieses Schriftstück, dass der Fokus der Renaissance des närrisches Treibens sich vom Westen (Köln) ganz klar nach Osten verschiebt. Hier waren die Ursprünge einer Wiederbelebung der Faschingstradition in der Epoche der Aufklärung und der Klassik!
Uns stören da nicht solche spitzfindigen Feststellungen wie: "Etwas ist aber merkwürdig: Freitag, 22. Januar 1804? Das kann nicht sein, denn entweder ist es Sonntag, der 22. Januar 1804 oder Freitag, der 20. Januar 1804. - Ein Druckfehler?" wurde da an einem virtuellen Stammtisch gemutmaßt.
Witzigerweise passen die Wochentage zu den Daten genau 100 Jahre später, aber das ist ganz sicher nur Zufall.
Auf der 2. Seite ist ein Lied von Johann Gottfried SeumeNICHT, das eine Eisenbahn und Fahrradpedale erwähnt:

Ist es der Radler, strampelnd auf Pedalen,
der keuchend seine Kilometer schlägt,
Ist es der Mann, der Fahrgeld muss bezahlen,
Und den das Dampfroß zu dem Ziele trägt?

Kritiker meinen, die Bahn, auf der man hier hätte nach Radeburg fahren können, wurde aber erst 1884 in Betrieb genommen, und ein Fahrrad mit Pedalen ca. 20 Jahre früher, aber nicht schon 1804.
Der Heimatforscher Burghard W. hält dagegen, dass es möglicherweise auf Bergbahnen bezug genommen wurde, die genau 1804 in Betrieb genommen wurden und nur die Kluschscheißer-Enzyklopädie WIKIPEDIA weiß, daß es schon im 18. Jahrhundert Pedalantriebe gab.
Der letztendliche Beweis, dass das Blatt wirklich aus dem Jahr 1804 stammt, ist ein Vermerk der Post, die damals noch kurfürstlich-sächsische Post hieß. Wäre die Zeitung erst 1904 gedruckt worden, müßte es "königlich-sächische Post" heißen, denn Sachsen ist seit 1806(!) Königreich. Es ist kaum anzunehmen, daß ein Fälscher so gebildet gewesen ist, daß er die zwei Jahre Unterschied bedacht hätte.
In dem Postvermerk wird ausgeführt, daß ausreichend frankierte Postkarten 1904(!) pünklich zugestellt werden. Damals war eben auf die Post noch Verlaß. Heute verspricht der Briefträgerverein, daß er die Post am nächsten Tag schon zustellt. Damals war man da deutlich realistischer und hat nichts versprochen, was man nicht halten kann.

Und schließlich wird in dem Papier abgelästert über Radeburgs Straßen. Einen so schlechten Straßenzustand wie dort beschrieben kann es nur 1804 gegeben haben - oder 2011...
Lesen Sie dazu auch unserem Faschingsheft der 54. Saison.
Und außerdem einen in der Schrift gefundenen Radeburg-Rap, der nun weder ins 19. noch ins 20. Jahrhundert passt und total überrascht.

Jedenfalls bleibt noch mal eines festzuhalten: Wir Radeburger waren schon immer närrsch!


Das Dokument hat der Bürgermeister an das Heimatmuseum übergeben. Es ist dort einsehbar oder hier: fasching_1804.pdf (11 MB)